GERMAN TRANSLATIONS (Satis Shroff)
Satis Shroff ist Journalist und Schriftsteller. Schule in Darjeelings North Point, Studium der Zoologie und Botanik an der Tribhuvan Universität (Kathmandu). Danach Tätigkeit als Lehrer der Naturwissenschaften an einer englischen Schule in Kathmandu und später Features Editor (The Rising Nepal). Verfasser der „Sprachkunde Nepals“ (Horlemann Verlag) und Veröffentlichungen in: The Christian Science Monitor, epd-Entwicklungspolitik, Nepal Information (Köln), Himal Asia, The Rising Nepal, The Independent, Nelles „Nepal“, Nepal: Myths & Realities (Book Faith India). Er studierte Creative Writing (bei Prof. Bruce Dobler, Universität Pittsburgh, und Writers Bureau Manchester). Preisträger des DAAD-Preis.
What others have said about the author:
‘Satis Shroff writes with intelligence, wit and grace.’ (Bruce Dobler, Senior Fulbright Professor in Creative Writing, University of Pittsburgh).
Wonderful clarity and good details. (Sharon Mc Cartney, Fiddlehead Poetry Journal)
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Woman: Nature (Sharad Sharma)
Die Frau, der Anfang von Schöpfung,
Eine Schöpfung bei sich, nicht eine tugendvolle Gattin!
Kann nicht in die vier Wände eingesperrt werden,
Sie, die das ganze Natur verkörpert!
Sie kann nicht nur eine Ehefrau sein,
Diese verehrte von ihre Lieblinge.
Sie ist der Inbegriff von macht,
Sie ist die Heimat von elterliche Liebe.
Sie hat Flügeln von Gefühle,
Die in den Himmel fliegen,
Und herzliche Umarmungen/Liebkosungen von der Liebe,
Die ins Herzen eindringen.
Sie ist ihre eigene Reichtum,
Ihre eigene Herrin, Sie!
Sie kann nicht irgendwo gefesselt werden,
Eine Wolke der Freiheit ist Sie!
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Mein Traum (Toya Gurung)
Mein Traum
Ein Traum davon einmal
In meiner Mutterleib getragen zu werden.
Ein Traum von Geburt und Rituale
Und dann von watscheln (toddling) und lispeln.
Ein Traum davon über einen Prinz
Geträumt zu haben,
Und Schamgefühle über mich selbst.
Ein Traum von eine heimliche Hochzeit
In einem Tempel.
Mein Traum
Ein Traum von Patronen,
Gezielt an einem unschuldigen Brust.
Ein Traum davon, lebend auf dem Boden
Hingeschmissen zu werden.
Und gezwungen zu werden,
Das letzte gute Henkersmalzeit zu genießen.
Ein Traum (davon) erhängt zu werden
Lebendig von einem Baum
Und gestochen zu werden,
Von eine Bayonette.
Mein Traum
Ich weiß es nicht warum,
Verfolgt zu werden von der
Vergangenheit,
Gegenwart
Und Zukunft.
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Phulmayas Dasainfest (Binaya Rawal)
Ich fragte Phulmaya
Als ich sie letztes Jahr in Mugling traf:
„Wie hast Du den Dasainfest dieses Jahr verbracht?“
Mit eine traurige Stimme erwiderte sie:
„Ich konnte meine Wünsche nicht erfüllen,
Schöne Kleider dieses Jahr zu tragen, Bruder,
Aber ich aß viele Pokhrelireis,
Leckere Currysauce (aber ohne Fleisch).“
Sie sagte sofort:
„Dieses Jahr lud mich der Bruder von Auswärts
Zum Curryreis,
Gab mir schöne Kleider zu tragen,
Schenkte mir ein wenig Juwelen auch.
Ich hatte eine großartige Dasainfest.
Dieses Jahr kam ich in Bombay an.
Als ich spazieren ging in Bombay
Winkte jemand von weitem.
Das Gesicht kam mir bekannt vor,
Ich kam näher und plötzlich rief meine Name:
„Phulmaya!“
Weinend sagte Phulmaya:
„Bruder, warum fragtest Du nicht,
Wie Du den Dasainfest diesmal verbracht hast?“
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Am Abend mit dem Auto (Abhi Subedi)
Die Stadt hebt ein Mund
Um Thamels Verkehr
Neben der königliche Palast,
Und hupt und ruft
Die Abenddämmerung,
In eine chaotischen Mannier.
Vögel
Singen nicht mehr in Chorus
In diese Bäume
Verpflanzt am Asphalt.
Der Palast hat eine Geschichte,
Mit federnen Himmel (feathery sky)
Übergossen mit Düngemittel
Über die Arsenale.
Königliche Wappen
Mit trockene Vogelmist
Getragen von Generäle,
Die Faul gegen eine Kater kämpfen.
Wie oft
Habe ich die Geschichte
Aus all diese ausgeringt?
Am Abend fährt ein Auto vorbei
Auf einem Autofenster
Rastet der Arm einer Frau:
Voller Handreifen.
Abend
In Thamel steht nebenan
In der Nation bricht der Tumult aus.
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Jumla (Bimal Nibha)
Der Traum ist verloren.
Nirgendwo gibt es Licht.
Warst Du in eine Siedlung,
Die von der Dunkelheit verschluckt war?
Die nackte Berge
Stehen wie kriminellen,
Die keine Nahrung mehr zu geben haben.
Was auch dort ist,
Das unertragbares (barren) Land
Streckt überall.
Die Herzen von Männern schlagen
In den Rippen von Schafe und Kühe,
Zwei kalte Hände,
Die verlangen nach Berührung haben,
Bewegen sich unendlich.
Den Dörfern berührend,
Fließt ein Fluss,
Wo große und kleine runde Steine
Miteinander stoßen.
Aber das verursacht kein Lärm.
Ist Jumla ruhig?
Das Aussehen von Brot hat sich geändert.
Der Geschmack von Hunger ist Bitter geworden.
Und die Leere im Inneren des Magens,
Hat sich übergeben und ist raus gekommen.
Dieses Jahr ist es sehr kalt.
Der Schweiß fließt,
Und der Körper des Mensch,
Der neben das Feuer steht,
Glüht wie Kupfer.
Der Saison ist unvorhersehbar in Jumla.
Plötzlich beginnen die Wälder zu pfeifen.
Hast Du den Pinienzweigen betrachtet,
Der wie eine (scaffold) schwebt?
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Der Bildhauer (Jiwan Acharya 1960-1991)
Ich lief um viele Statuen herum
Meisterlich gemachte Kunstwerke.
Ich lobe die Hände und suche
Das Hirn, der Körper.
In anderen Worten, der Künstler.
Eine Statue regt sich! (bewegt)
Ich bin erstaunt.
Diese Werke der Kunst
Sind nicht nur schön,
Sie sind auch lebendig!
Schau!
Die Statue fängt an zu sprechen
Von der Menge:
„Lieber Herr, bitte kauf mich zuerst!
Ich verhungere!“
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Munglin (Jiwan Acharya)
Als Munglin mich zum Abendmahl heranzog,
Als ob ich ihre Gatte wäre,
Sagte sie, dass sie mir ein Lächeln schenken wurde.
Sie ließ mich im Haus warten,
Und sagte zu einem anderen Mann auf der Strasse,
Dass sie ihm den selben Lächeln servieren wurde.
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Mein Alptraum (Satis Shroff)
Wenn die Nacht nicht so Kalt ist,
Wenn ich im Bett bin
Träume ich von einem entfernten Land.
Ein Land wo ein König über seinen Reich regiert
Ein Land wo es noch Bauern gibt, ohne Rechte,
Die Felder bestellen, die denen nicht gehören.
Ein Land wo die Kinder arbeiten müssen,
Und keine die Zeit für Tagträumerei haben.
Wo Mädchen das Gras schneiden
Und schwere Körbe auf dem Rücken tragen.
Winzige Füße, die steilen Wege gehen.
Ein Land, wo der Vater Holz sammelt und zerstückelt,
Die schließlich nur ein Paar Rupien bringen,
Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.
Ein Land, wo unschuldige Mädchen
Ihre rechte Hand ausstrecken,
Und werden mit Dollars belohnt.
Ein Land, wo eine Frau weiße, rote, gelbe und lila
Tabletten und Pillen sammelt,
Von den altruistischen Touristen, die vorbei laufen.
Die meisten sind weder Ärzte noch Krankenschwestern.
Dennoch verteilen Sie Pillen,
Sich ohne Gedanken zu machen über die Nebenwirkungen.
Die Nepali Frau besitzt eine Arsenal
Von potente Pharmaka.
Sie kann die fein gedruckte Hinweise nicht lesen,
Weil sie auf Deutsch, Französisch, Englisch
Oder Spanisch sind,
Die Hieroglyphen von viele ferne Grammatik.
Schwarze Buchstaben sehen aus
Wie asiatische Wasserbüffel in ihren Augen.
„Kala akshar, bhaisi barabar“ sagt die Nepali Frau.
Die Gedanken, dass sie Pillen und Tabletten
An andere Kranke Nepali Mütter oder Kinder verteilt,
Macht mir Angst.
Wie gedankenlos, diese Fremden,
Die Trekker und Bergsteiger mit Bildung,
Die medizinische Almosen geben,
Und dabei die makabere Rollen von Ärzte,
Im Schatten des Himalaya, spielen.
Glossar:
Kala: Schwarz
Akshar: Buchstaben
Bhaisi: Wasserbüffel
Barabar: ist gleich/ähnlich wie
Das göttliche in Dir (Satis Shroff)
Wenn das vertraute plötzlich Fremd wird,
Die Fremde wird vertraut.
Eine fremde Zunge und fremde Sitten,
Fremd zueinander
Ein Nepali trifft ein Schweizer Fräulein
In den Bergen von Grindelwald.
Ein fremder in ein vertrautes Landschaft,
Eine Welt voller eisige Schneehänge
Dennoch wuchs eine Wärme.
Wir hatten die gleiche Gedanken
Ohne ein gemeinsames Wort.
Die Gesten und die Mimik sagten:
Wir verstehen uns.
Namaste! Auf wiedersehen!
Auf wiedersehen! Namaste!
Wir werden uns wiedersehen.
Ich begrüße das göttliche in Dir.
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Santa Fe (Satis Shroff)
Ein deutscher Professor machte mir den Hof
Und sagte, dass ich trotzdem mein Kreatives Schreiben
Weitermachen dürfte,
Wenn ich ihm heiraten würde.
Ich gab ihn das Jawort,
Schenkte ihm fünf Kinder
Und hatte fürs Schreiben keine Zeit.
Ich war ewig dabei
Pampers zu wechseln,
Popos einzukremen
Für sieben Familiemitgliedern zu kochen.
Ich staubte die vielen Fenstern und Möbeln ab.
Polierte das Treppenhaus
Räumte immer die Kindersachen auf,
In einem dreistöckigen Haus.
Ich fütterte und pflegte den Kleinen,
Lobte und streichelte den Größeren.
Ich hatte plötzlich keine Zeit
Für mich und meine Belange.
Hin und wieder hatte ich eine Inspiration
Aber ich hatte keine Zeit
Und die Gedanken sind in Luft aufgelöst.
Verloren waren meine intellektuelle Kostbarkeiten,
Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang.
Eine Müdigkeit fiel über mich.
Ich war froh, wenn ich einmal gut schlief.
Der Schlaf tröstete mich nach meiner Hausarbeit.
Die Familie war zu sehr mit mir.
Eines Tages habe ich mir auf den Weg
Nach Santa Fe gemacht,
Der einzige Ort wo ich mich frei fühlte.
Frei zu denken und auszusortieren
Und sie in meinem Laptop heranwachsen zu sehen.
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Der Makel (Satis Shroff)
Ich lebe in ständiger Angst
Entdeckt zu werden.
Meine Frau weiß es
Meine Tochter weiß es
Sonst niemand.
Ich fühle mich wie ein Versager,
Denn ich habe einen Makel.
Die Gründe liegen im Elternhaus,
Teilweise in der Schule.
Meine Eltern hatten keine Zeit für mich
Sie schufteten und schafften.
Vater kam oft mit einer Fahne.
Er schlug auf Mutter und uns.
Mein Lehrer verprügelte mich auch.
Ich bekam Lernprobleme.
Als Kind musste ich in den Feldern arbeiten,
Denn mein Vater war Bauer.
Ich wurde als Kind vernachlässigt.
Meine Mutter hätte mir geholfen,
Aber sie war Müde und ratlos.
Ich mogelte mich durch in der Schule,
Schaffte aber den Schulabschluss nicht.
So wuchs ich als Mann auf
Ohne Lesen,
Ohne Schreiben
Zu können.
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Der Zerbrochene Dichter (Satis Shroff)
Ich war der Präsident von der Nepali Literarische Gesellschaft
Und mein Reich war ein kleines Königreich
Von Dichtern und Schriftstellern am Hang des Himalaya.
Ich machte viel Fortschritte,
Nachdem ich als Buchhalter in Seiner Majestätsregierung anfing.
Ich war Brahmane und nahm eine Chettri als Frau,
Schön wie ein Bollywood Sternchen.
Jedes mal als ich ihre Antlitz betrachtete,
Wurde meine Männlichkeit geschmeichelt.
Ach, weil sie ein Jahrzehnt jünger war als ich.
Ich fing an spät zu schreiben
Und veröffentlichte ein Gedicht.
Die Kritiker sagten meine Verse wären schlecht
Und ich bekam mehrere Abfuhren.
Durch Zufall begegnete ich einem begabten jungen Mann,
Der mein Ghostwriter wurde.
Während ich mit meinem Geschäft beschäftigt war,
Und die Zahlen hin und her schob,
Schrieb er wunderschöne Verse
Und Kurzgeschichten in meinem Name.
Meinem Ruf wuchs im Königreich.
Ich wurde hoch verehrt für meine endlose Kreativität.
Gedichtbände mit meine Name sind erschienen.
Sie wurden in literarischen Kreisen vorgelesen.
Ich wurde produktiv und Prominent.
Bis mein Ghostwriter meine schöne Frau nahm
Und verschwand.
Da war ich: Ein alter, verletzter, zerbrochener Mann,
Der im Bett lag und auf Yamaraj wartete, der Gott des Todes.
Ich bereitete mich vor um dem ewigen Schicksal
Meines Lebens zu begegnen,
Nach einer Diagnose von Leberzirrhose.
Der Raksi, Gurkha Rum und teuere schottische Scotch
Hatten mich umgebracht.
Bis zum bitteren Ende riss ich mich zusammen.
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Die heilige Kühe von Kathmandu (Satis Shroff)
Heilige Kuh!
Der Bürgermeister von Kathmandu
Hat es geschafft.
Seit Jahrhundert eine Tabu
Die freie, nonchalant Kühe von Kathmandu
Wurden zusammengetrieben
Wie bei einem Rodeo von der Nepali Polizei.
War es Nandi, Shivas Stier?
Oder heilige Kühe?
„Trotzdem sind sie Rinder,“ sagte der Bürgermeister.
„Streunende Kühe sind nicht erwünscht.“
Achtundachtzig heilige Kühe
Kamen unter das Hammer
Nicht bei Sothebys
Sondern in Kathmandu.
Die Auktion brachte 64,460 Rupien.
Kühe waren Hindernisse
Für Fußgänger und Touristen in Thamel.
Kühe die Dünger lieferten,
Und andere Produkte:
Milch, Joghurt und Butter
Für den Hindus und Buddhisten in Kathmandu.
Kühe gaben Urin
Das die Hindus eifrig sammelten
Und für religiöse Zeremonien brauchten.
Kühe waren Heilig
Und wurden angebetet und verehrt
Als die Kuhmutter.
Kühe die geschenkt wurden
Und frei gesetzt von den Brahmanen und Chettris
Um sich von ihren Sünden zu befreien.
Kühe, die eine Zeichen für Gaijatra waren,
Eine achttägige Hommage an den verstorbenen.
Es war ein König, so eine Legende,
Der Befahl, dass Kühe freigesetzt sollen
Von Familien die trauerten,
In den Strassen von Kathmandu,
Lalitpur und Bhadgaon,
Um die Schmerzen von einem verstorbenen Prinz
Zu verkraften,
Und eine traurige Mutter und Königen
Zu trösten.
Die Kinder verkleideten sich
Als groteske Kühe und lustige Figuren
Und tanzten zu Nepali Musik,
Um die Königen zum lachen zu bringen
Und ihre Tränen zu wischen.
Glossar:
Rs. 64,460=1150 Euro
Die Berge sind Menschenleer (Satis Shroff)
Wo sind die jungen Leute?
Die Männer sind in fremden Armeen
Und dienen ausländischen Herren.
Die schönen, Gehörsamen Frauen
Sind in Bombays und Kalkuttas Bordellen verführt.
Und sie Fragen mich:
„Wo die jungen Leute sind?“
Sie gingen fort um zu überleben,
Weil eine Kälte sich im Königreich verbreitet hat.
Die Dürre, die Hungersnot,
Die Armut, die Vetterwirtschaft
Und der Feudalismus
Und der Fluch unter den Namen
Afnu manchey
und Chakari
geht.
Glossar:
Afnu manchey: Leute von dem eigenen Kasten (Vitamin B)
Chakari: Speichelleckerei, Dienstleistungen in einer feudalen Hierarchie
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Nur Sagarmatha weiß es (Satis Shroff)
Der Sherpa stapft durch die Schnee
Keucht und Kämpft
Und bereitet den Weg
Mit Fixierseil, Leitern,
Haken und Spikes vor,
Und sagt: „Folgen Sie mir, Sir.“
Letzte Saison war es ein Tiroler, ein Tokyoter
Und ein Gentleman von Vienna.
Diesmal ist es ein Sahib aus Bolognia,
Mit Gesundheitsversicherung
Und Lebensversicherung,
Bewaffnet mit Kreditkarten und Stolz,
Stürmen Sie die Himalaya Gipfeln,
Mit der Hilfe von Nepalis.
Hillary nahm Tenzings Bild auf.
Ach, die Zeiten haben sich geändert.
Für den Sahib ist es pure Eitelkeit,
Für den Sherpa krasse Existenzkampf.
Durch stürmische Wetter und der Sherpas
Können und schaffen am vorherigen Tag,
Nimmt der Sahib einen kräftigen Zug Sauerstoff,
Er denkt laut im Basislager:
„Die Sherpas können eh nicht kommunizieren,
Die sind des Schreibens und Lesens
Unkundig zu der Außenwelt.“
Der Sahib täuscht Krankheit und klettert runter.
Und macht ein Solo Klettern am nächsten Tag.
Und so wächst die Legende
Von der Sahib auf dem Gipfel.
Ein Digitalfoto geht rund um die Welt
Sans Sherpa
Sans Sauerstoff.
Sans Amphetamine
War es ein faires Verhalten?
Nur Sagarmatha weiß es
Nur Sagarmatha weiß es.
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Die Frau des Professors (Satis Shroff)
„Mein Mann ist verrückt, er spinnt,“
Sagt Frau Fleckenstein, meine Vermieterin,
Als sie die Marmor Treppe schwankend hinunter kommt.
Sie bremst ihre torkelnde Gang
Mit einem Schluckauf
Und sagt: „ Entschuldigen Sie,“
Und entlädt ihre Elend, Unzufriedenheit,
Melancholie
Und Leid.
Der Emotionsstau von vierzig Ehejahren.
Ihr Mann ist ein angesehener Intellektueller.
Ein Ehrenwürdiger Mann.
Ein Professor mit einer jungen Geliebten.
Und sie hat ihre wohlgeformte Flaschen:
Rotwein, Weißwein,
Burgunder, Tokay und Ruländer,
Schwarzwälderschnaps, Whiskey,
Kirchwasser und Feuerwasser.
Je hochprozentiger
desto besser.
Sie verteidigt sich
Sie verletzt sich
Mit Bitterkeit und Eifer.
Ihre Schönheit ist verblasst.
Einst ihre Kapital,
Jetzt ein Handikap.
Ein ledernes Haut,
Taschen unter den Augen,
Vernachlässigte blonde Haare
Und ein Spitzbauch
von abendlichen Naschereien.
Eine verfaulte Leber,
Und ein Überschuss an Zorn.
Eine Fee die eine Nörglerin
Geworden ist.
Spannung liegt in der Luft
Töpfe und Pfannen fliegen in der Luft
Furie und Frustration,
Zorn und Bösartigkeit.
Eine Ehe ist zerrüttet
Was übrig bleibt ist eine Fassade,
Von einem Professor und seiner Gattin.
Grau und grausam zueinander.
Maskierte Gesichter die sagen:
„Guten Tag,“
Wenn es innen bewölkt, stürmisch,
Hurrikanartig ist.
Sie vergeben und vergessen.
Das ist menschliche Schwäche.
„Ich ertrage mein Groll“ sagt Milady.
Und mein Vermieter ist ein wahrer Herr.
Herr über sein Reichtum,
Frau und sein elendes Eheleben.
Ein erbarmloses, reuloses,
mitleidloses Dasein,
Im Winter ihres Lebens.
Zu alt sich scheiden zu lassen,
Zu jung um zu sterben.
Was übrig bleibt ist nur die Lüge.
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Mental Molotovs (Satis Shroff)
Wenn Hoyerswerda brennt
Diskutieren sie über Asylanten.
Friedliche, Rechtbewusste Deutsche
Gehen mit Kerzen auf die Strassen.
Wenn ein Haus in Mölln brennt
Diskutieren sie ob sie Soldaten
Von den Gefahren von Somalia
zurückbringen sollen.
Bei der türkischen Beerdigung in Solingen,
Blieb der Kanzler weg.
Und vermied so das
Faule Eier und überreife Tomaten,
In seine Richtung fliegen würden.
Bei der Gerichtsverhandlung
Kommt der Skin und der Neonazi
Mit vielen Haaren auf dem Kopf.
Eine wahre Umwandlung.
Er trägt ein Zweiteiler Anzug,
Eine Krawatte um seinen Hals
Und sieht so respektabel aus.
Er schaut in die Kamera
Mit klaren, kalten, blauen Augen und
Sagt: „Ich bin unschuldig
Und ein Opfer der
Modernen Industriegesellschaft,“
Und zieht seine ursprüngliche Aussage zurück.
Die Richter sind Nachsichtig,
Und der Neo wird auf
Freien Fuß gesetzt.
Draußen gestikuliert mit seinem Mittelfinger
Und sagt: „Leck mich am Arsch!“
Als er in einem Auto wegfährt,
Und kommt wieder mit einem Molotov,
Wie ein Sphinx aus der Asche.
„Ausländer raus!
Deutschland den Deutschen!“
Das sind die Parolen
Von den neunziger Jahren
Und jetzt noch.
Die alte Schwarz und Weiß Fahne
Von dem Dritte Reich
Verursacht kein staunen mehr,
In Fußballstadien, Strassen und Kneipen.
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Muna und Madan (Laxmi Prasad Devkota)
Devkotas Werk „Muna und Madan“ tauchte 1936 auf. Dieses Gedicht ist geschrieben in der Jhyure Folksmelodie und basiert auf einer Newari Ballade. Madan, ein Geschäftsmann will nach Lhasa (Tibet) um dort Handel zu betreiben, wie es früher üblich war. Damals gab es eine richtige Newar Kolonie von Händlern in Lhasa. Seine frisch verheiratete Frau Muna liebt ihn innig und bittet ihn, sie nicht allein in Katmandu zu lassen „mein Herz nicht brennen zu lassen in einem Feuer, das nie ausgemacht werden kann“. Madan macht sich sehr viele Sorgen, geht aber trotzdem weg von Muna. Bevor er geht, verlangt er ein Lächeln von Muna. Aber Muna kann „die Sonne nicht herausbringen in der Nacht und lächeln zum Abschied“. Sie hat keine Interesse für Reichtum und ist sogar bereit, ein Leben in Armut, Frieden und Liebe zu verbringen. Aber Madan muß sein Haus reparieren und muß sich um seine alte Mutter sorgen. Er geht auf diese gefährliche Reise, wird auf dem Rückweg krank und wird von seinen Händlerfreunde im Stich gelassen. Dennoch hat er Glück und wird von einem guten Tibeter gepflegt. Muna kann die lange Zeit der Trennung nicht aushalten und fühlt sich miserabel. Sie sieht viele schlechte Omen. Ein übler Verehrer von Muna schickt eine Nachricht von Madans Tod zu ihr. Muna stirbt an gebrochenem Herzen. Viele Jahre später kehrt Madan zurück und findet seine Geliebte schon längst tot und verschwunden und seine Mutter liegt auf dem Sterbebett. Er kann den Schmerz und das Leiden nicht verkraften und stirbt auch.
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Als Madan sich verabschiedet um nach Tibet zu gehen:
(Muna): „Geh nicht, mein Leben, und laß mich hier allein,
Im Wald meines Herzens hast du ein unlöschbares Feuer der Sehnsucht entfacht,
Ein unstillbares Feuer der Sehnsucht hast du entfacht,
Du Stern meiner Augen, oh mein Geliebter! Wenn dieses Licht erlischt,
Was soll ich sagen? Ich würde nichts sagen, auch wenn du mich vergiftet hättest,
Geliebter, mich vergiftet!
Die Worte aus meinem Herzen, bleiben mir im Hals stecken, in meinem Hals bleiben sie stecken
Dieses Herz von mir schlägt fünfzig mal in einer Sekunde,
Wenn diese Brust von mir aufgerissen (würde) und dir gezeigt,
Würden deine Gedanken vielleicht zurückkehren wenn das Bild entschleiert würde,
Ein Stück meines Herzens in meine Tränen fällt, diese Tränen sprechen nicht,
Meine tiefsten Gefühle bleiben in meinem Herzen, meine Brust zeigt sie nicht,
Meine Liebe, Tränen können nicht sprechen!“
(Madan): „Oh meine Muna, sprich nicht so, blühend im Mondlicht,
Schnell werde ich zurückkehren, warum vergißt du?
In Lhasa werde ich zwanzig Tage verweilen, und zwanzig Tage unterwegs sein,
Der cakheva Vogel kommt an irgend einem Tag morgens angeflogen,
Geliebte, der große Tag, an dem wir uns treffen.
Eines Mannes Entschluß ist Handeln oder Sterben,
Geliebte, leg mir mit deinen Tränen kein Hindernis auf den Weg.
Lächle, und zeige deine Zähne wie Kerne des Granatapfels,
Wenn du lächelst, kann ich Indra1 auf seinem Thron herausfordern,
Geliebte, lächele beim Abschied !“
(Muna): „Oh, mein Rama2, oh mein Krishna, es wird Dschungel und Berge geben,
Die Tibeter auf den Felsen sind wie wilde Tiere, die Kühe befallen!
Ein Lächeln beim Abschied ist wie die Sonne in der Nacht, wie kann ich dies verstehen?
Wenn du gehen mußt, laß mich nicht allein, laß mich dich begleiten,
Laß mich dein Gesicht und deinen Körper beschützen mit meiner Liebe.“
(Madan): „Sprich nicht so, verstehe Muna, deine Füße sind wie Blumen,
Die Wälder sind dornig und steil, wie kann ich dich mitnehmen?
Oh Nagas3 Tochter, komm nicht in die Berge !
Meine einzige Mutter, das glückverheißende Licht, vergiß sie nicht zu pflegen,
Laß eine Mutter, die sechzig Winter überstanden hat, nicht alleine,
Sie möge sitzen und schauen auf dein mondgleiches Gesicht.“
(Muna): „Ihre grau gewordenen Haare, ihre müde gewordener Körper, die Liebe deiner Mutter
Haben deine Füße nicht zurückgehalten, die Schatten der Liebe konnten dich nicht aufhalten,
Mein Herr, die Liebe deiner Mutter.
In ein wildes Land gehen, gekleidet wie ein Händler, Gefahren ausgesetzt,
Was soll gewonnen werden, Herr ! Sie verlassen sie und gehen nach Lhasa?
Taschen voller Gold,( sind) Hände voller Schmutz, was bringt so ein Reichtum?
Besser ist es Brennessel und Salat zu essen mit zufriedenem Herzen,
Oh meine Geliebte, mit einem reichen Herzen !“
Madan): „Geliebte, deine Worte treffen mich ins Herz,
Was willst du machen Muna ? Dieser Atem stockt vor jenem sündhaften Reichtum,
Mit ein paar Schluck Milch würde ich Mutters Kehle erfrischen,
Ihre Wünsche für eine Herberge und einen Brunnen erfüllen,
Diese Arme würde ich schmücken mit Reifen aus schwerem Gold,
Das Fundament des Hauses, baufällig durch Schulden, würde ich verstärken.
Diese Hoffnung entstand in meinem Herzen und verschwand wieder
Ich habe meine Füße jetzt gehoben, meine Wünsche gehoben,
Gott ist oben, mein Herz ist meine Begleiter, Ich werde diesen Fluß überqueren,
Falls ein Gefühl mir gesellen sollte, obwohl ich mich richtig verhalte, werde ich auf dem Weg sterben,
Außerhalb von dieser Erde, im Himmel, Liebste, werden wir uns wieder treffen.
(Muna): „Oh mein Krishna4, sprich nicht und binde nicht den Knoten im Herzen noch enger,
In meinem Geist male ich ein Bild von deinem kostbaren Gesicht,
Wende dich nicht ab, Liebster ! Verstecke nicht die Tränen die deine Augen füllen,
Die Mädchen von Lhasa, mit blitzenden Augen, aus Gold geschmiedet,
Ihre Sprache wie die einer Nachtigall, mit Rosen die auf ihren Wangen blühen,
Laß sie alle spielen, laß sie alle tanzen auf den Bergen und Wiesen,
Falls du mich vergißt, diese Tränen werden dich beunruhigen, sage ich ängstlich.
Mach dich auf die Reise, laß dunkel werden in Haus und Stadt,
Ich habe keine Kraft zu weinen, ich habe Tränen vergossen vor dir“.
In der Dunkelheit, brennen die Erinnerungen wenn es blitzt,
Ein Regen von kühlen Tränen wird fallen vor den Augen der Sorgenvollen.
Muna allein
Muna allein, wunderschön, blühend wie eine Lotusblume,
Sich öffnend wie der Mond, der die silberne Wolkenkante berührt,
Wenn sie ihre zarten Lippen öffnete zum Lächeln, regnete es Perlen,
Sie welkte wie eine Blume in Pus5, und Tränen flossen aus ihren Augen
Sie trocknete ihren große Augen und kümmerte sich um ihre Schwiegermutter,
Wenn sie schlief in ihrem Kämmerlein war ihre Kissen durchnäßt von tausend Sorgen.
Lang (waren) die Tage, lang die Nächte, traurig die Tage,
Ob dunkle Nächte oder helle, der Mond selbst war traurig,
Muna am Fenster, ein glitzernder Stern, ihre Liebster ist in Lhasa,
Tränen in ihren Augen, Munas Herz ist zerfressen von Sorge,
Es ist als ob ein dünner Nieselschauer in ihrer Stimme wäre.
Ein Lied steigt empor in der Stille, als ob die Sehnsucht selbst hätte gesprochen.
Ihre Träume sind kostbar für ihre Augen, tausende von Sorgen erreichen sie nicht,
Wenn sie ihn im Traum sieht, fällt es ihr schwer aufzustehen.
Sie weint, da sie noch lebt, auch im Traum,
Tag für Tag welkt sie dahin wie eine Rose.
Sie versteckt ihre Trauer in ihrem Herzen, verbirgt sie in Schweigsamkeit:
Ein Vogel versteckt mit seinen Federn den Pfeil, der sein Herz durchbohrt,
Das Ende des Tages wird hell im Schein einer Lampe.
Die Schönheit einer welkenden Blumen wächst, wenn der Herbst nahe ist.
Die dunkeln Ränder der Wolken sind silbern, und der Mond ist noch heller,
Sein Gesicht beim Abschiednehmen leuchtet auf in ihrem Herzen, das Licht der Traurigkeit,
Tränen von Tautropfen fallen auf Blumen, Regenwasser vom Himmel,
Sternenlicht, Tränen der Nacht, tropfen auf die Erde.
Die süßen Wurzel der schönen Rose werden zur Nahrung von Würmern
Eine Blume, die in der Stadt blüht, wird Opfer eines Bösen,
Die Hand eines Menschen füllt Schmutz in reines Wasser
Menschen säen Dornen in den Weg der Menschen.
Wunderschön, unsere Muna, sitzend an ihrem Fenster
Ein Stadtgauner sah sie, ein gefallener Engel6,
Machte eine Lampe für die Göttin Bhavani7, blind gegen alles.
Ihre runden Backen, ihre Ohrläppchen, ihre lockigen Haare,
Bei dieser plötzlichen Erscheinung stand er auf, verlor seinen Verstand,
Und ging weg, einmal hierhin, einmal dorthin.
Du siehst die Rose ist schön, Bruder berühre sie nicht!
Er sah sie mit Verlangen, er war verzaubert, werde kein Wilder!
Die Dinge der Schöpfung sind schöne Edelsteine für unsere Blicke,
Berühre und töte nicht die Blume, die Gottes Lächeln bekommen hat8.
Madan ist auf dem Heimweg an Cholera erkrankt
„Laßt mich nicht im Wald allein, meine Freunde,
Zur sündigen Beute von Krähen und Geiern,
Meine alte Mutter daheim! Wird die alte Frau sterben?
Meine Muna, gleich wie der Mond, wird sie zu Tode geschlagen?
Oh meine Freunde, O meine Brüder, ich werde jetzt nicht sterben,
Ich werde den Tod bekämpfen, ich werde aufstehen, ich will nicht im Wald sterben,
Mein Hals ist trocken, meine Brust brennt, trocknet meine Tränen,
Noch habe ich Atem, noch habe ich Hoffnung, versteht meinen Schmerz,
Meine alte Mutter wird euch segnen, rettet mich!
Es ist Pflicht eines Menschen die Tränen des anderen zu wischen.“
Was willst du tun, Bruder? Unser Heim ist weit entfernt von diesem Dschungelweg,
Warten wir bis du geheilt bist von dieser Cholera, wird es uns Unglück bringen,
In diesem Wald gibt es keine Heilkräuter,
Verweile hier und denke an Gott,
Alle müssen gehen, ihre Haus und Heim verlassen,
Wenn du in deiner letzten Stunde an Gott denkst, wirst du sicher gerettet werden.“
Gestützt auf seine Arme, erhob sich Madan, (er sah) seine Freunde waren gegangen,
Im Westen, die Augen des Tages hatten sich blutrot gefärbt,
Eine fahle Dämmerung kam über den Wald, sogar der Wind schlief ein,
Die Vögel hörten auf zu singen, die Kälte befiel ihn
Ein trauriger Zustand, erbarmungslos die Berge und Wälder,
Die Sterne, die ganze Welt erschien grausam, grausame Trostlosigkeit.
Er drehte sich langsam auf dem Gras, dann seufzte er,
Ein Bild von Zuhause kam in sein Gedächtnis, klarer als je zuvor,
‚Oh meine Mutter, denk an mich!
Oh meine Muna, denk an mich!
Gott, Gott, in diesem Wald bist Du meine einziger Freund,
(Von) oben siehst du die steinharten Herzen der Menschen.
Wo wird jene Feuerflamme sein? Hat der Wald Feuer gefangen?
Ist ein Waldbrand entstanden um diesen sterbenden Menschen noch mehr zu zerstören?
Ein Man näherte sich, er trug eine Fackel,
War es ein Räuber, oder war es ein Geist, oder eine böser Waldgeist?
Sein Atem hing an einem Faden, sollte er hoffen, sollte er fürchten?
Schließlich erreicht die Fackel sein Gesicht.
Ein Tibeter schaut wer da weint, er sieht den kranken Mann,
Er sagt liebevoll, “Deine Freunde sind treulos,
Mein Haus ist in der Nähe, nur ein kos9 entfernt, du wirst nicht sterben,
Ich werde dich tragen, ist dir das recht? Mir macht es nichts aus.“
Der arme Madan berührte die Füße des Tibeters and sagte,
„Oh mein Herr, mein tibetischer Bruder! Was für wunderbare Worte!
Daheim ist meine alte Mutter, ihre Haare sind grau,
Daheim ist meine Frau, die wie eine Lampe leuchtet,
Rette mich jetzt und Gott wird zuschauen,
Wer den Menschen hilft, wird bestimmt in den Himmel kommen.
Ich, der Sohn eines Chettris, berühre deine Füße, ich tue es nicht widerwillig,
Ein Mensch ist ein Mensch durch die Größe seines Herzens, nicht durch seine Kaste10“.
Der Tibeter trug ihn zu seinem Haus und legte ihn auf ein Tuch aus Wolle,
Er gab ihm ein paar Schluck Wasser und verwöhnte ihn liebevoll,
Er suchte und brachte eine Heilkraut, zerdrückte es und gab ihm zu trinken,
Mit Yakmilch11 machte er ihn wieder stark.
Madan verabschiedet sich von dem Tibeter
Madan dreht sich um und schaut nach dem Hof der Tibeter:
„Was für schöne Kinder, was für schöne Geschöpfe (Jungtiere), so im Spiel vertieft!“
Nachdem er zugeschaut hatte, wandte Madan sich dem Tibeter zu und
Seine Lippen offenbarten verborgene Wünsche seines Herzens:
„Grün sind die Hügel, die Blumen blühen in den Wäldern,
In meinem Herz denke ich an mein Heim in der Ferne, lieber Bruder.
Die Knospen müssen aufgebrochen sein, zart und duftend
Der Pflaumenbaum muß sich des Frühlings erfreuen,
Ein zartes Grün wird in den Wäldern erwacht sein!
Das kleine Haus in jenem Land, es strahlt in meiner Erinnerung
Meine Tränen sind der Tribut für jene Erinnerung
Meine Mutter, Mond der Berge, muß sich an mich erinnern,
Ich verweile weit entfernt an diesem Waldesrand, bringe Tränen in jenes Haus.
Du hast ewige Verdienste erworben, ich kann (es dir) nicht zurückzahlen,
Du hast mir das Geschenk des Lebens gegeben, ich kann (es dir) nicht zurückzahlen,
Ich stehe immer in deiner Schuld, kann es dir nicht zurückzahlen.
Zwei schmutzige Taschen mit Gold habe ich im Wald vergraben,
Eine ist für dich, eine ist für mich, gerecht verteilt für deinen Verdienst,
Nimm es, verabschiede mich, ich gehe nach Hause,
Während ich weitergehe, erinnere ich mich immer an Deine Barmherzigkeit.“
Der Tibeter sagt, “Was kann ich mit reinem Gold anfangen?
Gold wächst nicht, wenn du es pflanzt, oder? Was kann ich mit Gold machen?
Kann ich es pflanzen und essen durch deine Liebenswürdigkeit?
Meine Kinder, Söhne und Töchter, sind verlassen worden von ihrer Mutter,
Was nützt Gold, Vermögen, wenn das Schicksal sie uns weggenommen hat?
Diese Kinder können nicht Gold essen, sie tragen keinen Schmuck,
Meine Gattin ist im Himmel, die Wolken sind ihr einziger Schmuck.
Der Tibeter sagt: „Diese Gelegenheit zu bekommen, Verdienste zu sammeln, war eine Chance“
Es war ein Glück, diese Tugend12 zu üben.
Für meine Wohltat nehme ich nichts, behalte mich in Erinnerung, während du gehst.
Ich pflüge selbst, ich ernähre mich selbst, nichts wird mir geschenkt.
Was würdest du mir geben? Was werde ich nehmen? Ich bettle nicht.
Denk an Changbas13 Name während du gehst, erzähle über ihn daheim,
Schicke den Segen der alten Frau für diese Kinder.“
Weinend brach er vom Waldrand auf, unwissend und ungebildet
In jenem Tibeter erinnerte er sich der Quelle des Herzens,
Weinend ging Madan in Richtung Heimat.
Madans Mutter stirbt
Madans Mutter, ihre Haare weiß, liegt im Bett,
Mond der Berge, wartend in Traurigkeit auf ihre letzten Tag.
Die Lampe dieses Hauses, das Öl verbraucht, sich verohrend,
Flackerndes Licht, die Dunkelheit zu bringen.
Sie sieht das Gesicht ihres Sohnes, und ruft (nach) Gott
Für ihren Sohn, ihres Herzens Herz, (ruft) sie nach Gott.
Eine Brise vom Fenster streicht über ihre weißen Haare und geht vorüber
Haucht Mutters Herz in Richtung Lhasa.
Keine Tränen in ihren Augen, erfüllt mit Frieden
Der Glanz des Endes kommt um die Abenddämmerung zu erhellen,
Die treibende Kraft ihres Lebens, ihr Garant gegen den Tod: Ihr Sohn ist weit weg,
Sein Gesicht zu sehen bevor sie stirbt, ist ihr Herzenswunsch,
Heiß von Fieber, ihr schmale Hand brennt mit Sehnsucht,
Sie hält liebevoll die Hand ihrer weinenden Schwiegertochter,
Tätschelt ihre weiche Hand und sagt, “O meine Schwiegertochter,
Jetzt ist die Zeit gekommen, ich muß diese Welt verlassen14,
Warum Weinen, weine nicht Schwiegertochter !
Alle müssen diesen Weg nehmen, mein Kind, der Reiche und der Fakir15
Erde vermischt sich mit Erde an den Ufern des Leidens,
Erdulde dies, sei nicht gefangen darin in der Schlinge des Schmerzes,
Sei Fromm (ergeben16), denn Hingebung erbringt Erleuchtung auf dem letzten Weg!
Ich habe die Blumengärten der Erde blühen und verwelken gesehen,
In Traurigkeit, liebe Schwiegertochter, habe ich Gott erkannt !
Die Samen, die auf der Erde gesät werden, tragen Früchte im Himmel,
Was ich gegeben habe, nehme ich mit mir, was geht mit?
Der Reichtum, den du in einem Traum erwirbst, bleibet in deinen Händen, wenn du erwachst.
Ich nehme Abschied von allen, Madan ist nicht gekommen.
„Meine Augen haben ihn heute nicht gesehen, bevor sie sich schlossen,
Ich bin gestorben,“ sag dies zu Madan.
Die alte Frau, die ihrem Ende entgegen ging sagte: „Weine nicht zu sehr“
Madan kehrt Heim
Munas Worte waren wie Geschosse, erinnert sich Madan,
Wie süß hat sie mich getadelt, „ Was kannst du machen mit Reichtum?“
Ihre Worte wie Nektar trafen mich bis ins Mark und durchbohrten mein Herz,
„Besser ist es Salat und Brennessel zu verzehren mit glücklichem Herzen“,
Jetzt hat Gott dies ermöglicht mit Reichtum
Ein Vorhang hat mich zugedeckt, ein Vorhang hat mir meinen Weg versperrt, oh Schwester!
Ich werde nicht weinen, ich werde morgen gehen und sie treffen,
Lüfte den Vorhang, O Schicksal (Gott), und du wirst schnell gesegnet.
Madan fiel genau da auf die Erde und wurde schlapp vor Traurigkeit.
Der Arzt17 kam, hielt ihn am Handgelenk und fühlte seinen Puls:
Was ist Medizin für einen der krank ist am Herzen?
Probleme mit Husten und Schleim, sagt der Arzt,
Ohren, die Worte von anderen nicht hören, hören diese
Madan sagt ihm „Lese die Caraka18, blättere die Susruta durch‚
Wo ist die Qual des Herzens, erzähle es mir?
Die Krankheit, die mich am Körper quält, ist am Leben zu sein: Vertreibe diese Krankheit!
Die Erinnerung macht mich unruhig, ich habe Durst nach einem Darshan19
Meine Augen starren in die Weite, ich werde verbrannt durch eine Brise,
Mein Gehirn dreht sich wie ein Wirbelwind, mein Herz schmerzt mich,
All meine Symptome sind in meinem Herzen, versteckt von der Außenwelt.“
Der Arzt schaute, der Arzt verstand, jener Arzt kam nie (mehr).
Was auch das Herzleiden sein mochte, ein Mittel dagegen wurde nicht gefunden.
Tag für Tag wurde es mit dem armen Madan noch schlimmer,
Er war bei Bewußtsein wie zuvor, seine Sprache war klar.
„Oh, meine Schwester, führe diesen Haushalt,
Erfülle Mutters Wunsch nach eine Herberge20 und einem Brunnen,
Muna kümmert sich um unsere einsame Mutter, hoch oben;
Möge keine andere einsame Mutter vernachlässigt werden,
Mach den Knoten21 an meinem Kleid auf, gib mir einen Schluck Gangeswasser,
Es gibt keine Medikamente, meine Schwester, für ein gebrochenes22 Herz!“
Die Wolken rissen auf, der Mond lächelte schön am Himmel,
Begleitet von den Sternen, schaute der Mond durch das Fenster,
Die Wolken zogen sich zusammen, Madan schlief für immer,
Am nächsten Tag war es wieder klar, und die Sonne ging auf.
Habt ihr den Staub aus eueren Augen gewischt, Bruder und Schwester?
Wir müssen diese Welt verstehen und nicht Feiglinge sein.
Schauen wir der Welt ins Gesicht, reißen wir uns zusammen,
Laßt unsere Flügel zum Himmel schwingen, während wir auf dieser Erde leben.
Wenn das Leben nur Essen und Trinken wäre, Herr, was wäre das Leben?
Wenn der Mensch keine Hoffnung hätte auf ein Leben danach, Herr, was wäre der Mensch?
Solange wir auf der Erde leben, schauen wir zum Himmel,
Klage nicht, wenn du nach unten schaust!
Der Geist ist die Lampe, der Körper das Opfer, und der Himmel die Belohnung23.
Unsere Taten24 sind unsere Gottesverehrung, so sagt Laxmiprasad25.
ENDE
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About the Author: Satis Shroff describes himself as a mediator between western and eastern cultures and sees his future as a writer and poet. Satis Shroff was awarded the German Academic Exchange Prize.
Translations: He has translated Nepali literature (prose and poems) by Nepali writers such as: Laxmiprasad Devkota (Muna Madan), Bhupi Sherchan, Banira Giri (Kathmandu), Bhisma Upreti, Krishna Bhakta Shrestha, Bal Krishna Sama (Ich Hasse & Auf der Suche nach Poesie), Abhi Subedi, Toya Gurung, Dorjee Tschering Lepcha (Die Ameisenkönigin & Der Spinnenmensch), Guruprasad Mainali (Der Martyrer), Krishna Bam Malla (Der Pfluger), Lekhnach Paudyal (Der Himalaya), Hridaya Singh Pradhan (Die Tränen von Ujyali), Shiva Kumer Rai (Der Preis des Fisches),Sharad Sharma (Woman:Nature), Toya Gurung (Mein Traum), Binaya Rawal (Phulmayas Dasainfest), Abhi Subedi (Am Abend mit dem Auto), Bimal Nibha (Jumla), Jiwan Acharya (Der Bildhauer & Muglin) etc. into German, a part of which can be read under the title ‘Between Two Worlds (http://www.lulu.com/).
Writing experience: Satis Shroff has written two language books on the Nepali language for DSE (Deutsche Stiftung für Entwicklungsdienst) & Horlemannverlag and the books are meant for Nepal-bound German development workers of GTZ, Goethe Institut, DAAD, Carl Duisberg Gesellschaft and the German diplomatic corps. He has written three feature articles in the Munich-based Nelles Verlag’s ‘Nepal’ on the Himalayan Kingdom’s Gurkhas, sacred mountains and Nepalese symbols and on Hinduism in ‘Nepal: Myths & Realities (Book Faith India) and his poem ‘Mental Molotovs’ was published in epd-Entwicklungsdienst (Frankfurt). He has written many articles in The Rising Nepal, The Christian Science Monitor, the Independent, the Fryburger, Swatantra Biswa (USIS publication, Himal Asia, 3Journal Freiburg, top ten rated poems in http://www.nepalforum.com/. Reads his poems, articles, short-stories at http://www.yahoo/ & http://www.google/ under: satis shroff.
1 Indra:Herr des Himmels, der Götterkönig des vedischen Pantheons. Er ist auch die göttliche Personifikation des Kampfes der Indoarier gegen die vorarische Bevölkerung.
2 Rama ist der König von Ayodhya und gleichzeitig die siebte Inkarnation des Gottes Vishnu. Rama ist ebenso wie Krishna, eine Inkarnation des Hindugottes Vishnu.
3 Tochter des Naga, Naga: eine Gruppe von Schlangengottheiten bzw. Dämonen mit Sesa (Ananta) als Oberhaupt..
4 Krishna: Häufig wird er als blauhäutiger Gott, Flöte spielend, mit den „Gopis“(Hirtinnen) oder mit seiner Geliebten Radha dargestellt. Radha symbolisiert selbstlose Liebe.
5 Pus: Wie eine Blume in der kälteste Monat von Pus (auch Pousch) genannt.
6 Engel: Apsara ist ein Nymph von Indras Himmel
7 Bhavani ist eine Erscheinungsform Durgas. Zum Beispiel Taleju Bhavani war die mit Blutopfern verehrte Schutzgöttin der Malla-Könige.
8 Der Erzähler/Dichter ermahnt den Stadtgauner
9 Kos ist ein Nepali Meile
10 Kaste: Die Bewohner Nepals sind streng hierarchisiert, ein das Konzept der rituelle Reinheit zugrunde liegt. Ganz oben sind die rituell reinsten Hindus : Die Bahuns und Chettris. Danach kommen die Matwali-Gruppen (die Alkohol trinkenden Kasten), gefolgt von den unberührbaren Kasten wie die Kami (Schmiede), die Sarki (Schuster) und die Damai (Schneider und Musikanten).
11 Yak (Bos grunniens) Das Yak ist das größte Bergtier mit Lebensraum im Trans-Himalaya. Er hat massiven Körperbau und einen dicken Fell und bewohnt die kältesten, wildesten und unwirtschaftlichsten Gegenden von Nepal und Nordindien..
12 Gun launu: Eine Tugend üben oder Wohltat zu tun ist hier gemeint..
13 Chyangba oder Tsangba: Eine Name die man häufig unter den Tamangvolk auch, vor allem in Tamang-sello Lieder hört.
14 Janu cha uspari: Ich muß zu der andere Seite d.h. diese Welt verlassen. Pari jarnu bedeutet Überqueren und zum Swarga (Himmel) gelangen.
15 Fakir: Arm, im Sinne eines Asketen, der auf alle weltlichen Dingen bzw. Komfort verzichtet hat.
16 Ergeben/Ergebenheit: Im Text ist die Rede von bhakti (Engl. devotion), wobei Bhaktismus eine wichtige Rolle in der Hindu Philosophie spielt.
17 Arzt: Im Text wird ein Baidya erwähnt, ein traditionelle Heiler.
18 Caraka,susruta: Autoren der berühmten Lehre über die Ayurvedische Medizin. Caraka war eine Emanation (Ausstrahlung, Wiedergeburt) des Schlangenkönigs Sesa Naga, der den Caraka-grantha zusammengestellt hat. Susruta war der Sohn des Asketen Visvamitra, der ein Medizinsystem erfunden hat ( in sechs Bänden).
19 Darshan: Im Text heißt es ‘darshan‘, was eine Vision,, Erscheinung oder auch Audienz,von seine Geliebten Muna bedeuten kann.
20 Pati ra dhara: Pati ist eine Herberge für Pilger und andere Reisende als eine caritative Tat um sein Karma zu verbessern. Dhara bedeutet Brunnen, und solche Einrichtungen sind wichtig da in den Mittelgebirge Nepals Wasser eine rare Kommodität ist und die Pilger bzw. Reisenden sind dankbar dafür.
21 Phukau tana: Die Nepali Männer tragen daura-suruwal, mit dem daura als Oberteil, die am linken Schulter geknotet ist mit einer einfachen Schleife. Hier könnte es auch „mache meine Kleider locker“ bedeuten.
22 Phutey-ko mutu: zerbrochenes Herz, der Vergleich ist mit Glas.
23. Swarga cha prasad: Der Himmel ist die Belohnung. Prasad ist eigentlich die gesegnete Opfergabe die man vom Priester bekommt, nach einer rituelle hinduistischen Zeremonie.
24 Karma ko puja: Hier sind die Taten im Leben eines Menschen gemeint, die auch als Gottesverehrung dienen.
25 Bhancha jo Laxmiprasad: Es ist eine alte Tradition in hinduistischen Bhaktigedichten für einen Dichter seinen Namen in der letzte Strophe preiszugeben.